Heuschnupfen-Bäume

Umgang mit allergenen Bäumen im öffentlichen Raum

Wer an das Klima in unseren Städten denkt, landet recht schnell bei den Wohlfahrtswirkungen des Stadtgrüns – und hier insbesondere der Stadtbäume.

 

Was sollen die Bäume nicht alles für uns tun:

  • Schatten spenden
  • Stadtklima kühlen
  • Kohlendioxid binden
  • Sauerstoff produzieren
  • Feinstaub binden
  • gestalterisch wirken
  • Insektenfreundlich sein
  • Vogelfreundlich sein
  • einen hohen Biodiversitätswert aufweisen
  • Vorgaben aus dem Naturschutz erfüllen (z.B. sei heimisch!)
  • Sich als Straßenbaum eignen (Lichtraumprofil, Art des Wurzelwerks)
  • Keinen ‚Dreck‘ machen
  • Vital bleiben trotz oftmals miserabler Standortbedingungen

 

Für das Übereinstimmungsspiel zur Eingrenzung in Frage kommender Arten für die jeweilige Pflanzaufgabe werden die Faktoren Eigenschaften x Standort gekreuzt.

 

Ein für zahlreiche Stadtmenschen für das eigene Wohlbefinden im täglichen Leben wichtiger Punkt kommt in dieser Matrix meist zu kurz:


  • kein allergenes Potenzial mitbringen





Die verstärkte Pflanzung von 

Taschentuchbäumen (Davidia involucrata) 

wird nur wenig Aufwiedersehenswirkung und Linderung für die Pollenbelastung während der Heuschnupfensaison bringen...



Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) hat sich in einer Veröffentlichung von 2015 gemeinsam mit dem Umweltbundesamt mit der Frage beschäftigt, wie Städte und Kommunen allergene Pflanzen im öffentlichen Raum reduzieren können, um diese weitere Eigenschaft für Stadtbäume zu fördern, nämlich die allergene Belastung durch Pflanzung bestimmter Bäume nicht noch zu verstärken.

 

Die Studie weist darauf hin, dass allergische Reaktionen durch die spezielle Situation im städtischen Raum mit einer teils hohen Konzentration an Ozon, Luftschadstoffen und Feinstaub verstärkt und heftiger auftreten.


Je nach untersuchtem Allergiepotenzial stufen die Autoren für das Beispiel Stadtraum Berlin Baumarten in zwei Kategorien ein:

 

Kategorie 1 listet Bäume auf, die nach Studienlage vordringlich nicht angepflanzt werden sollten.


In Kategorie 2 werden solche Bäume gestuft, die ‚nach Möglichkeit‘ nicht neu angepflanzt werden sollten.




Birken: Pollenschleuder der Kategorie 1: 

Im öffentlichen Raum vordringlich nicht mehr anpflanzen?



Neben den die Kategorie 1 bildenden bekannten Pollenschleudern Betula (Birke) und Corylus colurna (Baumhasel) tauchen in Kategorie 2 auch typische Straßenbaumarten wie Carpinus betulus (Hainbuche), Platanus x acerifolia (Platane) und die Gruppe der Eichen (Q. petraea, Q. robur, Q. rubra)  auf – allesamt windbestäubte Baumarten.

 

Schließlich listet eine Positivliste für das Beispiel Berlin aus allergologischer Sicht geeignete Baumgattungen und -arten zur Verwendung im Straßenraum auf. Alle Tabellen und Listen können hier in der Ursprungsveröffentlichung von 2015 nachgelesen werden.



Zieht man von dieser Liste diejenigen Baumarten ab, die sich aus anderen Gründen in der Pflanzenverwendung nicht als Straßen-Stadtbäume eignen (hier: Einstufung als ‚nicht geeignet‘ für Straßenbaumpflanzungen lt. GALK-Liste), so bleiben folgende der gelisteten Baumgattungen/ -arten der übrig:

 

  • Acer, Acer campestre, Acer platanoides , Acer rubrum
  • Magnolia kobus
  • Malus
  • Populus, Populus x canadensis, Populus nigra ‘Italica‘, Populus simonii
  • Prunus padus ‘Schloß Tiefurt‘
  • Pyrus calleryana ‘Chanticleer’
  • Sorbus, Sorbus aria, Sorbus intermedia
  • Tilia, Tilia Americana, Tilia cordata i.S., Tilia europaea i.S., Tilia tomentosa, Tilia x euchlora

 

Mit Blick auf das allergologische Auswahlkriterium für die Baumartenauswahl lässt sich somit festhalten, dass – zunächst unabhängig anderer Auswahlkriterien – die Gattungen Acer, Aesculus, Crataegus, Gleditsia, Magnolia, Malus, Populus, Prunus, Pyrus, Robinia, Sorbus, Tilia und Ulmus geeignet sind.

 

Bei Verknüpfung der Eigenschaft ‚allergologische Eignung‘ mit dem ebenfalls vieldiskutierten Attribut ‚insektenfreundlich‘ bleiben die typischerweise insektenbestäubten Baumarten übrig, oft erkennbar an ihren auffälligen Blüten.

 

Die urzeitgeschichtlich gegenüber vielen Insekten älteren Magnolien sowie die windbestäubten Populus fallen aus der vorgenannten Gruppe heraus (keine Nektarien), wobei Pappeln einerseits ein guter früher Pollenlieferant sind und heimische Pappelarten wichtiger Lebensraum für Käfer- und Schmetterlingsarten sind. 


Pappelpollen gelten trotz lokal großer Pollenmengen als eher schwach allergen. Die ‚Pappelwatte‘, die im Frühjahr teils in Massen fliegt, trägt den Samen der Pappel und löst keine allergischen Symptome aus.




Blatt und Fruchtstände von Alnus x spaethii: 

Notorischer Früh-Pollenverteiler




Ist die Prioisierung der allergologischen Eignung von Straßenbaumarten wirklich sinnvoll? Oder spielt diese Eigenschaft womöglich nur bei speziellen Pflanzsituationen eine entscheidende Rolle?

 

Gerade mit Blick auf die Diskussion um Zukunftsbäume für die Stadt, die womöglich damit verbundene Einengung der Artenauswahlmöglichkeiten sowie mit Blick auf die Biodiversität und vielfältigen Standortvoraussetzungen lässt sich eine solche Verengung auf nur wenige Arten im Grunde genommen nicht rechtfertigen. Die durch Pollenflug zunehmend heftigeren allergischen Reaktionen sind auch Folge der sich insgesamt verschlechternden Luftqualität – zu deren Verbesserung Bäume in der Stadt ja gerade beitragen sollen.

 

Hinzu kommt der überwältigende Baumbestand an Straßenbäumen und - vor allem- die noch viel größere Zahl an Gehölzen auf Privatgrund. Die Pollenlast, die aus diesen Grünstrukturen stammt, wird strukturell durch Windverwehung immer für eine hohe Grundlast sorgen – fast egal, welche Straßenbaumart nachgepflanzt wird.

 

Die Deutsche Straßenamtsleiterkonferenz (GALK), ein Zusammenschluss der kommunalen Grünflächenverwaltungen, hat sich 2012 in einem Positionspapier zu diesem Spannungsfeld geäußert:



"Darüber hinaus ist auch zu berücksichtigen, dass Allergien weit verbreitet sind und von einer Vielzahl unterschiedlicher Pflanzen ausgehen. Würde somit jedem Allergiker gegenüber seinem Nachbarn ein Anspruch auf Beseitigung der Allergie auslösenden Bepflanzung in seiner näheren Umgebung zugestanden, so würde hiermit den Interessen der Allgemeinheit zuwidergelaufen. (…) Ein Allergiker kann nicht erwarten, dass grundsätzlich seine überdurchschnittliche Empfindlichkeit zum Maßstab für die zulässige Nutzung einer Gegend allgemein gemacht wird. (…)


Abschließend ist zu betonen, dass die Bäume selbst nicht das Problem bilden, sondern diese nur auf Umwelteinflüsse reagieren, indem sie mehr Pollen mit aggressiveren Proteinen bilden. Ein Ansatzpunkt wäre daher, die Standortbedingungen für die Bäume zu verbessern. Ferner bildet die steigende Empfindlichkeit der Menschen gegenüber Allergien ein Problem, für das Gegenstrategien zu entwickeln sind."

aus: Positionspapier Pollenallergien, GALK - Arbeitskreis Stadtbäume, November 2012



Die Wegwägung der Verwendung bestimmter Baumarten aufgrund ihrer bekannten allergologischen Wirkung könnte womöglich mit Blick auf besonders früh bzw. spät blühende Arten sinnvoll sein, um die Heuschnupfensaison nicht unnötig zu verlängern.

 

Hier lassen sich vor allem zwei Baumarten identifizieren, die auch Teil des Zukunftsbaumsortiments sind: Alnus x spaethii (Purpur-Erle) sowie Corylus colurna (Baum-Hasel). Beide Baumarten lassen die Pollenflugsaison je nach Witterung bereits Ende November beginnen.

 

Generell trägt jede Baumpflanzung in der Stadt durch ihre Wohlfahrtswirkungen dazu bei, Kleinklima und Luftqualität für alle Menschen in der Stadt zu verbessern – und damit auch für Heuschnupfengeplagte.





Veröffentlicht in Pflanzen, Planung, Pflanzenverwendung am 13.09.2024 11:00 Uhr.

Pflanzenverbote: Immer wieder Kirschlorbeer

Der Schweizer Bundesrat hat beschlossen: Ab 01. September 2024 sind Verkauf, Weitergabe und Einfuhr von Kirschlorbeer verboten. Was hat es damit auf sich und was sagen wir als Pflanzenproduzent auch von Kirschlorbeer dazu?

Kirschlorbeerpflanzen bei uns im Folienhaus: 

Die Schweiz ist raus



Wenn ab 01. September 2024 Verkauf, Weitergabe und Einfuhr bestimmter als invasiv gebietsfremd geltenden Pflanzenarten verboten wird, dann betrifft das neben Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) auch weitere, teils prominente Gehölze der Pflanzenverwendung, die jedoch bei den zahlreichen Zeitungsredakteuren, die in den vergangenen Wochen über das Verbot berichtet haben, wohl nicht ganz so bekannt sind wie der Kirschlorbeer.


Gesetzliche Grundlage dazu ist die sogenannte Freisetzungsverordnung.


Im Anhang zu dieser Verordnung sind in zwei Listen auch weit verbreitete Gartenpflanzen gelistet:


Anhang 2.1

Invasive gebietsfremde Organismen mit Umgangsverbot (grundsätzlicher Ausschluss der Verwendung – Verbot der Vermehrung/ Inverkehrbringung, Auswahl:


  • Ailanthus altissima (Götterbaum)
  • Celastrus orbiculatus (Baumwürger)
  • Rhus typhina (Essig-Baum)



Anhang 2.2

Verbotsliste invasiver gebietsfremder Organismen (Verbot für das Inverkehrbringen), Auswahl:

 

  • Buddleja davidii (Schmetterlingsstrauch)
  • Cotoneaster horiziontalis (Korallenstrauch)
  • Lonicera henryi (Immergrünes Geißblatt)
  • Parthenocissus quinquefolia (Gewöhnliche Jungfernrebe)
  • Paulownia tomentosa (Blauglockenbaum)
  • Phyllostachys aurea (Gold-Bambus)
  • Prunus laurocerasus (Kirschlorbeer)
  • Prunus serotina (Späte Traubenkirsche)
  • Pseudosasa japonica (Japanischer Bambus)




Buddleja davidii - in der Schweiz künftig verboten



Wesentlich mit Blick auf Produktionszahlen und Verbreitung erscheinen die Listungen von Kirschlorbeer und Schmetterlingsstrauch – also von zwei nicht nur sehr verbreiteten, sondern auch bekannten Arten und im Fall des Schmetterlingsstrauches zunächst offenkundig paradoxem Verbot. 


Gerade dieses Gehölz wird von vielen Gartenfans als ‚gut für die Insekten‘ eingeschätzt, gepflanzt und bewundert. Und zwar in erster Linie auch von Menschen, die sonst vielleicht gar nicht so sehr auf Pflanzen achten. 


Die Ächtung des Schmetterlingsstrauches könnte dem Thema insektenfreundlicher Garten insofern einen Bärendienst erweisen, wenn Buddleja davidii bisher quasi als Archetyp und Einsteigermodell eines insektenfreundlichen Gartens verstanden wurde.



Das Schweizer Verbot hat das Ziel, die Verbreitung zusätzlicher als invasiv geltende gebietsfremde Arten in die Umwelt zu verhindern. Die Frage des Umgangs mit invasiven Arten lässt sich diskutieren, Stichwort Kolumbus-Effekt:


Mit der Entdeckung Amerikas begann eine weltweite Verflechtung, die sich zur Globalisierung weiterentwickelt hat. Mit der Wareneinfuhr wurden seit 1492 auch fremde Flora und Fauna in Gebiete eingeführt, in denen sie bis dahin nicht vorkamen.


Das von Thünen-Institut hat 2015 unter dem Titel Potenziale und Risiken eingeführter Baumarten (Vor, Spellmann, Bolte und Ammer, Hrsg., Universitätsverlag Göttingen) Baumartenportraits mit einer naturschutzfachlichen Bewertung veröffentlicht.


Zu diesen eingeführten Baumarten zählt auch der auf der Schweizer Umgangsverbotsliste 2.1 gelistete Essigbaum (Rhus typhina) charakterisieren die Wissenschaftler als „kurzlebiges Pioniergehölz“. 



Ökologisch betrachtet besiedele der Essigbaum hierzulande in der Regel ruderale Standorte oder stark gestörte Landschaftsräume. In den durch Ausläufer gebildeten Horsten könnten sich aufgrund der großen Wurzelkonkurrenz kaum andere Pflanzen etablieren. Andererseits könnten sich die Horste nicht unbegrenzt ausdehnen und es könnten keine Reinbestände auf großen Flächen gebildet werden. 




Als Pflanzenverwender oute ich mich: Ich mag Essigbäume - in der Pflanzenproduktion der Baumschule Bradfisch spielt Rhus typhina keine Rolle



Die Gefährdung der Biodiversität und die Invasivität wird differenziert eingeschätzt: Einerseits lägen die durch den Essigbaum gefährdeten Landschaftselemente in Mitteleuropa fast ausschließlich außerhalb geschlossener Waldbestände und an Waldrändern (hoher Lichtbedarf!). Auf ebendiesen Flächen, die typischerweise der natürlichen Sukzession unterlägen, seien Maßnahmen zum Schutz seltener Arten und zur Offenhaltung der Landschaftsstruktur notwendig. Rhus gelte etwa in Serbien als invasiv und dominiere dort lokal Ruderalbestände. In geschützten Wäldern komme die Art jedoch nicht vor.



Und Kirschlorbeer?


Diese Art wird in der vorgenannten Publikation nicht behandelt. Deren Verbreitung erfolgt in der Regel über die Bewurzelung von unfachmännisch oder illegal entsorgtem Schnittgut oder durch die Ausscheidung von Samen von Vögeln gefressener Beeren. Unsere eigenen Beobachtungen zur Invasivität von Kirschlorbeer beschränken sich im norddeutschen Raum auf den Wiederaustrieb von Schnittgut.




Junge Kirschlorbeerpflanzen in 

Benachbarung zur 'Mutterpflanze' - 

die Ausbreitung erfolgte hier offensichtlich 

durch die Bewurzelung von nicht 

vollständig entferntem Schnittgut 

- kein Wunder, dass Kirschlorbeer 

zu den günstigsten Heckengehölzen zählt: 

Die Stecklinge bewurzelt i.d.R. problemlos



In der Europäischen Union taucht Kirschlorbeer in der als sog. ‚Unionsliste‘ geführten Liste invasiver gebietsfremder Arten (Stand 2022) im Unterschied zum berüchtigten Götterbaum (Ailanthus altissima) bislang nicht auf.


Verkauf und Pflanzung von Kirschlorbeer sind und bleiben innerhalb der Europäischen Union uneingeschränkt erlaubt. In der Schweiz, die bekanntermaßen kein Mitglied der EU ist, scheint ein Problem mit Kirschlorbeer und weiteren typischen Gartengehölzen zu bestehen, das ab September 2024 zu vorbeschriebenen Verboten führt.


Die Studienlage zur Invasivität von Kirschlorbeer in hiesigen Wäldern ist dünn. Allerdings gibt es eine Studie des Naturkundemuseums Stuttgart mit dem Titel Etablierung von Kirschlorbeer in mitteleuropäischen Wäldern, in deren Ergebnis Kirschlorbeer auch hierzulande ein hohes invasives Potenzial zugeschrieben wird und so eine dauerhafte Veränderung der Artenzusammensetzung und Waldstruktur wahrscheinlich erscheinen lasse.


Eine Kurzzusammenfassung der Studie lässt sich über diesen Link auf den Seiten des idw - Informationsdienst Wirtschaft - nachlesen.


Als Hauptgrund für die zunehmende Etablierung von Kirschlorbeer in Wäldern werden die durchschnittlich gestiegenen Wintertemperaturen des eigentlich frostempfindlichen Kirschlorbeers vermutet. Kirschlorbeer sei Konkurrent für alle weiteren Unterholz bildenden Arten. Durch Veränderung der Bodenchemie könne die Pflanze auch für Bodenorganismen ungünstige Auswirkungen haben.



Als Pflanzenproduzent und somit mitverantwortlicher Spieler im Kirschlorbeerkosmos sollten wir nicht in einen Whataboutismus-Modus schalten, sondern lieber aufklären und Empfehlungen für geeignete oder sogar bessere Alternativen aussprechen.


Aufklärung scheint auch der erste Ansatz des Bundesumweltministeriums zu sein, das bereits im Jahr 2021 zum Management invasiver gebietsfremder Arten einen rd. 70 Seiten starken Aktionsplan erstellt hat. Darin werden mit Blick auf unterschiedliche sog. ‚Pfade‘ der Verbreitung invasiver und gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten jeweils Maßnahmenvorschläge für unterschiedliche beteiligte Akteure aufgezählt.


Für den Bereich der Baumschulen und Gärtnereien bedeutet dies u.a. die Berücksichtigung der Thematik auch in Berufsausbildung und Weiterbildung, die Information über rechtliche Bestimmungen und Aufklärung über Möglichkeiten zur Prävention.


Mehr Informationen zum durch das Schweizer Verbot hochgekochte Kirschlorbeer-Thema finden Sie auf unserer Webseite um Thema Pflanzenverwendung hier:

 

Böse Hecken: Thuja und Kirschlorbeer roden und verbieten?




Verbote, Vorschriften und die Sache mit der Reaktanz


Als Reaktanz wird eine sozialpsychologische Abwehrreaktion bezeichnet: Wird etwas verboten, dann wird mir mein Freiheitsspielraum eingeschränkt. Gerade die Wahlmöglichkeit, die eingeschränkt wird, erhält eine Aufwertung. Bekannte Beispiele aus der Politik sind die Idee des Veggie-Days, die überarbeiteten Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft zur Ernährung (DGE) zur Beschränkung des Verzehrs auf ein Hühnerei pro Woche oder der erste Entwurf zum Gebäudeenergiegesetz (GEG, "Heizungsgesetz").


Der ndr problematisiert auf seiner Webseite invasive Arten im Garten (Link): "Darum sind sie problematisch".


Dort wird aufgeklärt (Unterschied zwischen Neophyten und invasiven Neophyten), andererseits aber auch undifferenziert verallgemeinert. Sprechen wir von Gärten im ländlichen Siedlungsraum oder von Gärten in urbanen und suburbanen Bereichen? Welche Lebensräume werden durch invasive Neophyten konkret bedroht? Es sind i.d.R. Sonderstandorte für an die besonderen Bedingungen spezialisierte (heimische) Pflanzen, die aber eher nicht in der unmittelbaren Umgebung urbaner Gärten zu finden sind. Beispiel Essigbaum als invasiver Neophyt:


Selbst der größte Ausläuferbildner unter den Essigbäumen wird es nicht einmal über die nächste Kreuzung schaffen. Das passiert nur, wenn Gartenabfälle direkt in der Natur/ freien Landschaft entsorgt werden.


Für die Pflanzenwelt in Gärten mit ganz anderen Standortverhältnissen im Vergleich zur freien Landschaft bleibt im Licht der Klimaveränderungen der andere große Zusammenhang: Welche Arten können im Garten zu einem stabilen pflanzlichen Grundgerüst beitragen und künftig ohne automatische Beregnung und ohne Pflanzenschutzmaßnahmen überhaupt überleben?


Was den Schutz seltener oder spezialisierter Insekten angeht, die in enger ökologischer Beziehung zu speziellen Pflanzen stehen, so wird es auch bei konsequentem Verzicht auf Neophyten nicht gelingen, eine Art von Wunschinsektenpopulation anzusiedeln. Deren Lebensräume reichen in der Regel über die im urbanen/ suburbanen eng geschnittenen Gartengrenzen hinaus.


Als Pflanzenproduzent auch von Kirschlorbeerarten vertreten wir die Meinung, dass auch eine Hecke aus Kirschlorbeer im (wohlgemerkt urbanen, niemals aber ländlichen!) Siedlungsbereich für Tier- und Insektenwelt allemal wertvoller ist als keine Hecke oder die offenbar invasive Verbreitung von Doppelstabgitter-zäunen mit ‚Lappenbehang‘ in Gärten. 




Whataboutismus für Kirschlorbeer-Produzenten: Doppelstabgitterzäune mit Lappenbehang,

Isolation hinter Frischhaltefolie



Diese Frischhaltefolienlösung ist nicht nur gartenästhetisch und für das Ortsbild eine Katastrophe, sondern bedeutet für Lebensräume im Siedlungsgebiet, die sich gerade durch miteinander verbundene Gärten und Grünflächen auszeichnen, eine überaus starke Barrierewirkung. 


Welches Verhältnis zur Natur, zu Lebewesen und zum Gartenverständnis drücken derartige "Gestaltungen" des eigenen unmittelbaren Stückchens Grün aus?

 

Kirschlorbeer und mit ihnen im Schlepptau Glanzmispeln (Photinia) und Portugiesische Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica 'Angustifolia') halten wir als Pflanzenproduzent und Pflanzenverwender in unseren Gärten aus gartengestalterischen wie gartenästhetischen Gründen für verzichtbar.


Ganz sicher jedoch werden Kirschlorbeer et al. der Biodiversität im Garten nicht den Rest geben, wenn Stauden, Gräsern, Gehölzen und ‚wilde Ecken‘ als ein vielfältiges und abwechslungsreiches Mosaik einen insektenfreundlichen Garten bilden. Diese Mischung macht’s, Zäune tun dies nicht, Pflanzenverbote aus unserer Sicht auch nicht.





Veröffentlicht in Pflanzenverwendung am 13.06.2024 10:00 Uhr.

Was die meiste Gartenarbeit verursacht - TOP 1: Unerwünschter Aufwuchs durch fehlende oder falsche Bepflanzung 

War klar, dass TOP 1 etwas mit Pflanzen zu tun hat, oder? Wir sind schließlich Pflanzenproduzenten!

Im Ernst:

Egal ob Bodendecker, organischer oder mineralischer Mulch oder Bändchengewebe als Unkrautvlies - Ziel dieser Maßnahmen ist immer die Eindämmung von 'unerwünschtem Aufwuchs'. Denn Unkraut im Garten verursacht wohl die meiste Gartenarbeit und die Entfernung dieses - gartenpolitisch korrekt bezeichneten - 'unerwünschten Aufwuchses' gilt gleichzeitig als wohl unbeliebteste Gartenarbeit und wird in nur wenigen Fällen als meditativ-kontemplative Tätigkeit gelobt.


 


Typische inselhafte 'Halligenpflanzung' ohne Bodenschluss: Die Immerwiederherstellung der schwarzen Erde gilt für viele Gartenbesitzer als die lästigste Gartenarbeit, für andere jedoch bedeuten Pflanzen auf Abstand die erwünschte Ordnung und volle Kontrolle im Beet - als pflegeleicht kann diese Gestaltung nicht bezeichnet werden, abgesehen davon, dass als Touristen in diese Inselwelt eindringende Pflanzen sofort identifiziert werden können



Wo hingegen eine Pflanzendecke aus 'erwünschten' Pflanzen im Garten für Bodenschluss/ Bodendeckung sorgt, hat es unerwünschter Aufwuchs schwerer: Durch weniger Licht am Boden und Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe ziehen Unkräuter und Ungräser in funktionierenden Pflanzungen oftmals den Kürzeren.


Wenig gartenpflegebedürftige Pflanzflächen sind von eher langsam wachsenden Gehölzen und wenigen Staudenarten geprägt, die, in größeren Gruppen gepflanzt, ruhige Gartenbilder schaffen können. 


Eine nach Bodenschluss pflegeleichte Pflanzendecke lässt sich – nach guter Bodenvorbereitung, bei der vor allem Dauerunkräuer möglichst restlos entfernt werden müssen – mit Bodendeckern aus der Gruppe der Geranium (Storchschnabel), mit Waldsteinia, Schattengrün (Pachysandra), Elfenblumen (Epimedium), Wald-Marbeln (Luzula sylvatica), Immergün (Vinca), bodendeckende/ kriechende Spindelsträucher (Euonymus) oder Efeu (Hedera)  pflanzen. Diese ausläufertreibenden Stauden (und bodendeckenden Gehölze) lassen sich besonders gut im Lebensbereich Gehölz/Gehölzrand verwenden – auch als Rasenersatz unter Bäumen (siehe TOPp 3 Rasenfetisch). 





Zwei winter- bzw. immergrüne verlässliche Bodendecker für schattige und halbschattige Flächen aus den Lebensbereichen Gehälz und Gehölzrand: links Euonymus fortunei var. radicans (Kriechender Spindelstrauch) und rechts Waldsteina ternata 

(Staude, Waldsteine)




Bodenschluss, ruhiges Pflanzenbild aus optisch wenigen dominierenden Arten: Eine Salzwiese an der Nordseeküste hat mit den Standortbedingungen in einem Garten so gut wie nichts gemeinsam - zeigt jedoch, dass auch mit nur wenigen und in diesem Fall auch noch ähnlich hoch wachsenden Pflanzenarten nach dem Vorbild der Natur ästhetische Pflanzenbilder möglich sind


Langsamentwickler unter den krautigen Pflanzen sind dabei in der Regel die nachhaltigere Wahl. Wuchernde Stauden sollten nicht verwendet werden – oder aber in größeren Flächen einfach akzeptiert werden.  Die rote Linie zu wuchernden Stauden überschreiten sicherlich Stauden wie Goldfelberich (Lysimachia punctata), Beinwell (Symphitum), Lampionblume (Physalis), Wald-Erdbeere (Fragaria vesca, jedoch als Bodendecker gar nicht schlecht!) und ehrlich gesagt auch der weit verbreitete Frauenmantel – zumindest die Art Alchemilla mollis, die sich über Aussaat nicht nur im Beet ausbreitet, sondern auch gerne in etwas breiteren Pflasterfugen wächst. Wanderer durch den Garten wie Akelei, Fingerhut oder Kugeldistel (Echinops) sorgen für eine Portion Überraschung und Dynamik im Beet – wer’s nicht mag, hat die Arbeit, die Sämlinge zu entfernen.

 

Stauden mit ‚Spezialansprüchen‘ scheiden ebenso aus – dazu zählen Diven im Beet wie Rittersporn (Delphinium) oder Steppenkerzen (Eremurus), Stauden aus dem Alpinum – selbst die alte und bei geeignetem Standort langlebige Gartenstaude Sommer-Phlox (Phlox paniculata und Sorten) zählt mit ihren Wünschen ‚sonniger Stand <> kühler, feuchter Boden‘ zur Gruppe der eher anspruchsvollen Stauden.


Langlebige Stauden sind mindestens als Gerüst empfehlenswert. Zur dieser Gruppe zählen wir für schattige bis absonnige Flächen 


·     Aconitum napellus (Blauer Berg-Eisenhut, sehr giftig!)

·     Aruncus in Arten und Sorten (Waldgeißbart)

·     Aster divaricatus (Weiße Sommer-Wald-Aster)

·     Astilben in Arten und Sorten (Spieren),  

·     Alchemilla epipsila (Zierlicher Frauenmantel, versamt sich im Unterschied zu A. mollis nicht) 

·     Helleborus Orientalis-Hybriden (Lenzrose), H. niger (Christrose) und H. foetidus (Stinkende Nieswurz)

·     Hosta in vielen Sorten (Funkie)

·     Geranium macrorhizum in Sorten (Balkan-Storchschnabel)

·     Lamium orvala (Taubnessel)

·     Tanacetum vulgare (Rainfarn, heimische Wildstaude, Vorsicht: starke Ausläuferbildung und Versamungsdruck, stark giftig)

·     Waldsteinia geoides und W. ternata (Ungarwurz, Waldsteinie)

 

Auf sonnigen Freiflächen bzw. am sonnigen Gehölzrand funktionieren als verlässliche Langzeitstauden

 

·     Anemone hupehensis in Sorten (Herbst-Anemone)

·     Euphorbia palustris (Sumpf-Wolfsmilch) und E. seguieriana ssp. niciciana (Steppen-Wolfsmilch)

·     Hemerocallis in vielen Sorten (Taglilien)

·     Iris sibirica (Sibirische Iris)

·     Paeonia in Arten und Sorten (Pfingstrosen), 

·     Polygonum amplexicaule in Sorten (Kerzen-Knöterich)

·     Miscanthus sinensis in Sorten (China-Schilf)

·     Phlox amplifolia (Großblatt-Phlox) 

·     Sedum in Arten uind Sorten (Fetthenne)



Hinzu kommen Stauden, die mit langer Blütezeit lange dekorativ im Beet aussehen oder als Spätblüher wie viele Astern durch ihren straffen, horstartigen Wuchs lange Zeit im Gartenjahr für eine gewisse Ordnung im Beet sorgen. Lange Blütezeiten bieten beispielsweise 

 

·     Rudbeckia fuldiga var. deamii (Sonnenhut)

·     Coreopsis verticillata (Nadelblättriges Mädchenauge, jedoch aufgepasst: andere Coreopsis-Arten gelten als kurzlebig)

·     Polygonum amplexicaule in Sorten (Kerzen-Knöterich)






Pflanzfläche im öffentlichen Bereich mit gutem Bodenschluss: Unkrautkontrolle bleibt wichtig, ist aber durch die gute Bodendeckung beherrschbar; als Bepflanzungs-Mischtyp zwischen Mosaik- und Driftpflanzung erfordert die Anlage Kenntnisse in der Pflanzenverwendung



Gemeinsam mit den oben genannten Bodendeckern lassen sich bereits aus dieser kleinen Auswahl - ergänzt um Gehölze - geeignete Pflanzenkombinationen zusammenstellen. Eine Kombination von höheren Stauden mit einer niedrigen/ bodendeckenden Bepflanzung führt dabei durch die höhere Blattbedeckung (Beschattung) des Bodens zur Unterdrückung zahlreicher Unkräuter.


Die Abdeckung des Bodens lässt sich in einigen ergänzen durch Verwendung geeigneten Mulchmaterials (wichtig bei Verwendung organischen Mulchs: Stickstoff-Ausgleichsdüngung vor Aufbringung des Mulchs). Als Mulch kommen sowohl organische wie mineralische Stoffe in Frage. Die Auswahl des geeigneten Mulchs hängt vom Lebensbereich sowie von der Bepflanzung ab.




Pflanzung im Bereich Freifläche: Eine Abdeckung mit mineralischem Mulch eignet sich vor allem für Pflanzen, die auch am Naturstandort nicht auf ausgesprochen humosen Standorten wachsen




 

Auch im Winter bietet eine mit mineralischem Mulch abgedeckte Fläche ein ansprechendes Bild - wie hier bei einer Neupflanzung nach der ersten Vegetationsperiode





Humusliebende Pflanzflächen aus den Lebensbereichen Gehölz und Gehölzrand lassen sich mit organischem Material abdecken. Die auf dem Foto links abgebildeten Holzhackschnitzel werden häufig als Pflanzflächenabdeckung verkauft, da diesen Material im Landschaftsbau massenhaft anfällt. Im frischen Zustand ist es als Stickstoff-Starkzehrer und der sehr groben Textur zumindest für Staudenpflanzungen ungeeignet - besser: gut abgelagerten 'echten' Rindenmulch wie im Bild rechts verwenden, Stickstoff-Ausgleichsdüngung vor Mulchauftrag nicht vergessen






Einfach liegen lassen - die natürliche Abdeckung aus Herbstlaub (hier: Zier-Kirsche): Gut für den Boden und gut für die Überwinterung von Stauden und Blumenzwiebeln (und Krabbelkäfern)


Monokulturen mit großflächiger Verwendung nur einer Art (Monopflanzungen/ Einartpflanzungen) - also ganz ohne Dynamik und einfach zu pflegen - können funktionieren und haben nur geringen Planungs- und Pflegeaufwand. 


Fragen Sie sich: Ist das der Anspruch an meinen Garten, selbst wenn Pflegeleichtigkeit oberste Prämisse ist? 




 

Keine Einart- sondern eine 3-Art-Pflanzung: Mustergarten in den Tuin van Appeltern aus Leymus (Strand-Roggen), Farnkraut und Wald-Kiefern (Pinus sylvestris, ja, die werden ganz schön groß!) - plus Kiesweg und Rahmen aus einer Formschnitthecke (Rot-Buche) ergibt ein prägnantes Gartenbild und ist pflegeleicht



Werden Pflegeaufwand und Pflegequalifizierung von Bepflanzungstypen zum Maßstab genommen wie im Handbuch der Staudenverwendung (Hrsg. Jürgen Bouillon, Ulmer Verlag), so schneiden neben der vorgenannten Monopflanzung diese beiden Bepflanzungstypen am besten ab:

 

·     Blockpflanzung (Verwendung großer Staudengruppen aus wenigen Arten, ausdrucksstarke Pflanzungen mit ganzjähriger Kontinuität, für die beabsichtigte Wirkung ist keine Dynamik zulässig, Unkraut ist auch für Laien sehr einfach identifizierbar)

 

·     Driftpflanzung (wellenartig strukturierte, auch höhengestaffelte Gruppenpflanzung, Wirkungsbeziehung durch langgestreckte Kontaktflächen zwischen den einzelnen Stauden- und Gräserbändern, wenig Dynamik zulässig, jedoch deutlich vielgestaltiger als Blockpflanzungen)

 


Pflegeleicht wird ein Beet, wenn sich Blühaspekte und Blattmasse im Saisonverlauf steigern, so dass keine größeren Löcher in der Pflanzendecke verbleiben, wie beispielsweise nach der Blüte vom Tränenden Herz (Dicentra) oder Türkischem Mohn (Papaver orientale). Farbtupfer von für die Verwilderung geeigneten Blumenzwiebeln wie Blausternchen (Scilla), viele Narzissenarten und -sorten sowie einige Zierlauch-Sorten im Frühjahr eröffnen das Gartenjahr fast ohne Pflegeaufwand und hinterlassen nach der Blüte keine Löcher in der Pflanzfläche.


Natürlich fordern kleinere Flächen geringeren Aufwand. Aber größere Gärten lassen sich auch pflegeleicht gestalten, etwa mit Pflanzen, die nur wenig Wasser benötigen – Arten also, die keine Spezialwünsche haben.


Das Thema Gartenbewässerung x Pflegeleichtigkeit bringen Klaus und Karin Kaiser, Landschaftsarchitekten aus Coburg,  in der Gartenpraxis 01/2015 (Gärten für die zweite Lebenshälfte, S. 36-41) mit Blick auf die Pflanzenauswahl gut auf den Punkt:

 

„Überhaupt sollte der Garten mit so wenig wie möglich zusätzlicher Bewässerung auskommen. Das wird möglich durch (…) standortgerechte Bepflanzung. Eine Auswahl von Pflanzen, die dem Boden und Klima angepasst sind, die aber auch in ihrer Wuchskraft miteinander klarkommen, reduziert die Pflege merklich.“



Folko Kullmann, ehemaliger Chefredakteur der Fachzeitschrift Gartenpraxis, bringt die Bedeutung der standortgerechten Pflanzenauswahl als Grundlage jeder Pflegeleichtigkeit folgendermaßen auf den Punkt:

 

"Right Plant, Right Place: Das Motto der berühmten englischen Gärtnerin  [Anm.: Gemeint ist die im Jahr 2018 im Alter von 94 Jahren verstorbene englische Gärtnerin Beth Chatto, von der posthum im Sommer 2023  überarbeitete Texte als Buch 'Right Plant - Right Place' im Ulmer Verlag erscheinen] ist heute wichtiger denn je. Sie ersparen sich jede Menge unnötige Pflege und Frust, wenn Sie Pflanzenpassend zu den Bedingungen in Ihrem Garten auswählen." (aus: Gärtnern für Entspannte, Welt am Sonntag vom 09.08.2020)

 

Nun haben wir die Top 5 der Arbeiten im Garten beisammen die womöglich die meiste Arbeit verursachen.  



Jetzt lautet die Aufgabe nur noch 

 

-      die vorhandene Gartengröße

-      den Flächenzuschnitt

-      den Pflanzenbestand soweit vorhanden

-      die ästhetische und räumliche Korrespondenz (oder den Kontrast) zur Umgebung und Architektur

-      die Licht-, Wasser- und Bodenverhältnissen 

-      und natürlich auch Ihren persönlichen Vorlieben 

 

unter einen Hut zu bringen.



Und jetzt: Wie gehe ich das 'nur noch' an?


Viele Gartenbesitzer vergessen: Um es später pflegeleicht zu haben, ist der Aufwand für die Vorplanung häufig größer – lohnt sich aber!

 

Landschaftsarchitektin Heidi Howcraft drückt es in ihrer leider längst eingestellten Gartenkolumne in der nzz so aus:

 

„Manche Gartentypen machen mehr Arbeit als andere. Was die herrlichen Bilder von wunderschönen Gärten nie sagen, ist, wie viele Arbeitsstunden investiert wurden. Fachleute sprechen von intensiven und extensiven Flächen. Das Spektrum umfasst Hauswurz auf einem Flachdach (extensiv, sich selbst überlassen), Prachtrabatten (intensiv, regelmäßige Eingriffe erforderlich), den englischen Rasen (zweimal die Woche mähen) bis zu Heuwiesen (zweimal im Jahr mähen). Schätzen Sie Ihre Kräfte und Ihre Zeit ein, bevor Sie zum Spaten greifen, es lohnt sich, vorher zu planen.“

 


Verzweifeln Sie nicht an der Vielfalt der Lösungswege für diese Aufgabe, sondern freuen Sie sich, dass Sie einen Garten haben und wenden Sie sich an Fachleute.

 

Landschaftsarchitekten können Ihnen Referenzen zeigen, beraten Sie und planen Ihre Bepflanzung – das ist eine Investition in eine Dienstleistung, die sich auszahlt und in der Regel auch nicht adäquat von Betrieben des Garten- und Landschaftsbau erbracht werden kann. 





Die Bepflanzungsplanung kann wie bei diesem Hausgarten-Projekt in Hamburg- Groß Borstel zur Hauptsache werden: Die Erstellung eines Bepflanzungsentwurfs und später eines Pflanzplanes lassen sich eng mit den Auftraggebern abstimmen - eine Dienstleistung, die in diesem Fall ein hervorragendes Ergebnis zur Zufriedenheit beim Kunden geführt hat. (Buch oben: Bepflanzungsentwurf; Postkarten und Buch unten rechts/ vom Auftraggeber erstellt:  Ergebnis; Planung: Landschaftsarchitekt Henning Stoldt/ BHF Bendfeldt Herrmann Franke Landschaftsarchitekten GmbH, Kiel; Pflanzenlieferung: Horst Bradfisch Baumschulen GmbH, Ausführung: Osbahr GmbH)

 

Die Landschaftsbaubetriebe wollen (und sollen, am liebsten: nur und dafür fachgerecht) bauen. Planung wird häufig nur als notwendiges Übel miterbracht – und zwar auch nicht ‚gratis‘, sondern als in die Gesamtbauleistung und Rendite der Baustelle eingepreiste Position. Landschaftsarchitekten beraten Sie auf Ihrer Seite.


Und die spätere Pflege? Da sind die Fachbetriebe des Garten- und Landschaftsbaus die richtigen Ansprechpartner - lassen Sie sich von den Fachleuten helfen –  kontinuierlich, oder mindestens zu den High-Noon-Zeiten im Gartenjahr, nämlich im Frühjahr und Herbst, zu Zeiten also, zu denen viel Schnitt anfällt. 

 

Es gibt Gartenbücher zum Thema ‚pflegeleichter Garten‘ auf dem Markt mit einer Vielfalt von Anregungen und bedenkenswerten Einzelaspekten. Lassen Sie sich nicht von den professionell fotografierten Gartentotalen verunsichern: Häufig handelt es sich dabei um sog. Stockfotos (gerne aus dem Supergartenland England) oder um Bilder von Gartenschauen. Damit müssen Sie doch gar nicht konkurrieren. 

 

Bei einem aufmerksamen Spaziergang in der Nachbarschaft lassen sich sowohl pflegeleichte wie auch gartenästhetisch überdurchschnittlich gelungene Gärten (bzw. zumeist Vorgärten) entdecken.

 




Veröffentlicht in Pflanzenverwendung am 19.06.2023 8:08 Uhr.

Was die meiste Gartenarbeit verursacht - TOP 2: Falsche Pflanzenauswahl und Gehölzschnitt

Kann man das schneiden? Gegenfrage: Muss man das schneiden? Und wenn, warum muss man das schneiden?

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Bisher in der Serie Pflegeleicht? erschienen:


Pflegeleicht!


TOP5: Verwendung von Einjährigen und nicht winterharten Pflanzen


TOP4: Falsche Belagswahl im Garten


TOP3: Übertriebener Rasenfetisch


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Es wird Zeit für die TOP 2 unserer Aufzählung der Fehler, die im Garten vielfach unnötige und/ oder ungeliebte Arbeiten verursachen. Seit unserer TOP 3 

sind nun schon bald drei Monate vergangen. 


Es ist nicht so, dass uns zur Silber- und Goldmedaille nichts mehr eingefallen ist! Aber für einige Fotos der Top 2 ist der unbelaubte Zustand von Gehölzen ganz hilfreich und führt uns zu der alles entscheidenden Ausgangsfrage: 



Schneiden oder nicht schneiden?



Der Schnitt an unterschiedlichen Pflanzen und damit letztlich die Formgebung gehören zu den grundlegenden Tätigkeiten, die einen Garten von ‚Wildnis‘ unterscheidet. Der richtige Schnitt zur richtigen Zeit lässt Pflanzen sich oft erst wie gewünscht entwickeln.

 

Es ist aber eben dieser Pflanzenschnitt (und da speziell der Gehölzschnitt), der sich einerseits aufwändig gestalten kann (viel Schnitt, viel Schnittgut) und von vielen Gartenpflegenden als Buch mit zu vielen Siegeln – und damit als alles andere als pflegeleicht eingeschätzt wird.


 



Formgehölze in einem Quartier der Baumschule Butenschön in Rellingen: von Kugeln und Schirmen 

über Bonsais bis hin zu 'Schaschlik-Carpinus' ist die Auswahl an Formgehölzen groß für Topiary-Fans



Ja, es gibt Gehölze, die müssen geschnitten werden, damit sie sich so wie funktional und/ oder gestalterisch im Garten zugedacht entwickeln können. Dazu zählen Obstgehölze, Formschnitthecken und Formschnittgehölze (Topiary). 


Dann gibt es Gehölze und Halbsträucher, die zum Erhalt von Blühreichtum regelmäßig zurückgeschnitten werden sollten (Lavendel, Perovskien, Schneeball-Hortensien, einige Beetrosen usw.).


Es gibt zur Vergreisung neigende Gehölze, die für einen Vitalitätsboost gelegentlich verjüngt werden können (Forsytien, Pfeifensträucher, Weigelien) und es gibt Gehölze, die können aus optischen oder funktionalen Gründen (zu groß, zu breit) problemlos zurückgeschnitten werden (immergrüne Rhododendron, Kirschlorbeer, Eiben).






Bild links: Kugel-Robinie, geschnitten nach Störtebeker-Art - wenn der Blog hochauflösendere Bilder zulassen würde, könnten Sie erkennen, dass selbst der kleine tönerne Weihnachtsmann auf der Bank ein 'Ohhh' staunt. 


Vielleicht war das Schnittvorbild die Kugel-Robinie auf dem rechten Bild: Natürlich kann die Krone alljährlich auf diese Weise entfernt werden. An anderer Stelle habe ich in diesem Zusammenhang von 'abgenagtem Oberschenkelknochen' gesprochen - daran kann sich nun allseits für etwa sechs laublose Monate erfreut werden






Kopfweiden unserer Kulturlandschaft 'dürfen' das, denn nur ein regelmäßiger Schnitt-Turnus verhindert das Auseinanderbrechen des Stammes bei zu großer und schwerer Krone. Auf den ersten Blick sind Kopfbäume technisch verunstaltete Gehölze, die ursprünglich für die Ernte von Futterlaub und Weidenruten genutzt wurden. Kopfbäume sind Charakterköpfe in der Landschaft und außerordentlich attraktive Lebensräume für Insekten, Vögel und Fledermäuse - der besondere Wert liegt in den Hohlräumen, die Wohnraum für viele Tiere bieten



Und dann gibt es tatsächlich eine ausgesprochen große Gruppe von Gehölze, an denen im Grunde genommen GAR NICHT herumgeschnippelt werden sollte! 


 

Dazu zählen typische Solitärgehölze, die ihr langlebiges Gerüst aus mehreren Haupttriebe bilden ('kahlfüßige Sträucher' ohne dauernde Erneuerung der Triebbasis, sondern mit Zuwachs im Bereich der Triebspitzen).

 

Zu dieser Gruppe zählen z.B. Felsenbirnen, Zier-Äpfel und Zier-Kirschen (egal ob strauch- oder baumartig), strauchartige Zier-Ahorne, Magnolien und Zaubernüsse.





Gleiche Gehölzart (Magnolia loebneri) und doch keine Ähnlichkeit im Habitus. Bewundernswert ist der Blühwille der in eine Art von Bienenkorbform getrimmten Magnolie auf dem unteren Foto.

(oberes Bild: Zoonar/ Himmelhuber)



Auch Etagen- und Blumen-Hartriegel, Kornelkirschen, Kolkwitzien, Kuchenbaum, Kirschpflaumen, Goldregen, Flieder, Essigbaum, Sanddorn, Strauch-Pfingstrosen, Haselnüsse und auch Strauch- und Kletterrosen werden nur im ungeschnittenen Zustand jemals ihren einmaligen malerischen Habitus entwickeln. 


Genau deshalb wollten Sie diese Schönheiten doch in Ihrem Garten haben!





Noch ein Beispiel für kompletten Verlust des malerischen Habitus bei Acer palmatum 'Atropurpureum' im Vergleich Rundschnitt/ Keinschnitt (Bild rechts: Zoonar/ Himmelhuber)



An baumartig wachsenden Gehölzen mit Stamm/ Mitteltrieb und einigen Seitenästen wird bis auf den Erziehungsschnitt zur Formung einer ausgewogenen Krone und gefühlvollem Auslichten bzw. Totholzentfernung i.d.R. nicht herumgeschnitten (Ausnahme erneut: Obstbäume v.a. während des Erziehungsschnittes der Kronenaufbauphase).


Gar nicht schneiden – klingt doch gleich pflegeleicht! 


Wenn an Exemplaren dieser Gehölzgruppe dennoch geschnittenen werden muss, dann war der Pflanzplatz womöglich nicht geeignet. 





Ziemlich aufwändig ist der regelmäßig 

erforderliche Schnitt an dieser Kastanie: 

Der Garten ist für einen Baum dieser Größen- 

ordnung zu klein und der Baum steht zu 

dicht am Gebäude




Exkurs: Gehölzschnitt

 

Gehölzschnitt macht erstens viel Arbeit (vor allem bei größeren Gehölzen) und Gehölzschnitt ist ein ausgesprochen weites Feld. Das lässt sich schon an der Menge der Literatur und Anzahl von Schnittkursen sogar an Volkshochschulen erkennen.

 

Vereinfachten Gehölzschnitt gibt es leider nur bei den zahllosen Trupps der Hausmeister-, Garten-, Dachrinnen- und Winterdienstservice’s: Nennt sich in Fachkreisen auch 'Hausmeisterschnitt', zutreffender 'Hausmeisterrundschnitt' (in unserer Gegend aber auch: Holsteiner Rundschnitt) und könnte fälschlicherweise für den Stand der Technik gehalten werden. 


 



Flattopschnitt führte hier zu Quirlbildung - 

diese Art des Gehölzschnitts könnte aufgrund der Verbreitung fast für arttypisch gehalten werden, 

sieht während der langen laublosen Monate trotzdem nicht gut aus



Kennzeichen dieser Schnittart: Alle Gehölze werden in möglichst noch bequemer Motorheckenscheren-haltungshöhe zwischen etwa Tischhöhe und knapp 2 m (am liebsten aber auf Brusthöhe) auf die stets gleiche Art pilzköpfig- platterbsig bis eirund geschoren. Der Topfschnitt des Friseurs ist der Rundschnitt des ‚Gartenservice‘s‘. 

 

Selbstverständlich spielt der Schnittzeitpunkt beim Service keine Rolle – und so werden im Frühjahr gerne auch gleich die Blütenknospen mit abgeraspelt oder im Herbst die kleinen roten Beeren, die doch von den Amseln so gerne verspeist werden. 

 

Eigentlich wurde das Gehölz doch gerade wegen der Wuchsform/ der Blüte/ des Beerenschmuck so sorgfältig ausgesucht – aber der ‚Service‘ weiß doch hoffentlich, was getan werden muss? Und so könnten die sich in den darauffolgenden Jahren zeigenden Quirle oder Besen in den Gehölzen fast schon für arttypisch gehalten werden. 





Rundscherers Traumvorgartengehölzkolonie 

und hier durch die unterschiedlichen Laubfarben 

fast schon mit einem gewissen ästhetischen Twist

 


Schnittprofis zeichnen sich dadurch aus, dass trotz Schnittmaßnahme insgesamt der natürliche Habitus (die sogenannte arttypische Wesensart) des Gehölzes möglichst erhalten bleibt und die Pflanze durch den Schnitt insgesamt lediglich lichter wirkt.

 


"Aber der Strauch war doch so klein 

als ich ihn damals gepflanzt habe…"





Fassaden-Facepalm by Araucaria 



Zu den Standortbedingungen eines Pflanzplatzes zählt der Platzbedarf, den ein dort gepflanztes Gehölz im Laufe der Entwicklung beanspruchen wird. 


Für Bepflanzungsplaner wird das Dilemma bei der zeichnerischen Erstellung des Bepflanzungsentwurfs sichtbar: In welchem Alter stelle ich das jeweilige Gehölz dar?



Eine Richtschnur könnte nun lauten: 

 

"In Plänen sollten Bäume immer in einer Größe dargestellt werden, die ein jeweiligen am Standort mutmaßlich normal entwickelter, ausgewachsener Baum erreicht." 

 


Ist das sinnvoll?  


Die allermeisten Freiräume sollen natürlich so schnell wie möglich und unbedingt vor Erreichen der endgültigen Wuchshöhe von Bäumen 'funktionieren' (Raumbildung, Leit-/ Trennfunktion, Zierwert) – und nicht erst, wenn die noch nicht geborenen Enkelkinder erwachsen sind. Man denke an die Pflanzung einer Stiel-Eiche (Quercus robur)!

 

Bei der Artenauswahl von Bäumen und Sträuchern und deren Darstellung als Kreise in Entwurf und Pflanzplan könnte sich am Stadium ‚ab wann funktioniert diese Bepflanzung‘ orientiert und so hinsichtlich Pflanzweite und Habitus der Platzbedarf abgeschätzt werden. 


 

Welche Erziehungsform des Gehölzes passt?


Wähle ich die Erziehungsform Hochstamm, unter dessen Krone ich hindurchsehen und hindurchgehen oder unter der ich sitzen kann? Oder habe ich so viel Platz, so dass ich auch einen Solitär oder Stammbusch (vollständig von unten her belaubt) pflanzen kann, um mich an der natürlichen Wuchsform zu erfreuen – andererseits aber einen Raum besetzen bzw. (positiv gewendet) einen Raum abgrenzen?






Hinter dieser Schein-Zypresse geht's zur 

Haustür: Dieses Gehölz ist für den 

Pflanzplatz ungeeignet und lässt sich arttypisch 

nicht vernünftig zurückschneiden



Gehölze, die nach regelmäßigem Rückschnitt verlangen, weil der Pflanzplatz einst falsch gewählt wurde (zu dicht am Weg, zu dicht an der Fassade), sollten womöglich entfernt und dann durch Arten mit geringerer Endgröße ersetzt werden. Alternativ wird die Schnitt-Verstümmelung regelmäßig mit jeder neuen Saison fortgesetzt.

 

Das Thema Schnitt betrifft selbstverständlich auch den Hecken-Formschnitt. Zwar lässt sich diese Arbeit wie auch die Rasenmahd an Landschaftsbaubetriebe, ja selbst an ungelernte ‚Hilfstrupps‘ vergeben – der Maschineneinsatz wird i.d.R. sehr gut beherrscht und die Heckenschnitte meist sehr akkurat.

 

Soll das Thema Hecke/ Sichtschutz jedoch bereits bei der Planung in erster Linie unter dem Aspekt der Pflegeleichtigkeit berücksichtigt werden, so bieten sich bei ‚Schnittfaulheit‘ bestimmte immergrüne Gehölze an: 


Diese Gehölze erreichen ohne Schnitt zwar nicht die 'Scharfkantigkeit' einer gut geschnittenen Eibenhecke, können aber als nicht schnittbedürftiger immergrüner Schichtschutz funktionieren.

 


Zu dieser (kleinen) Gehölzgruppe zählen beispielsweise

 

Ilex x meserveae (Stechpalme)

 Sorten wie 'Heckenstar' oder 'Heckenpracht' wachsen aufrecht-buschig und benötigen angesichts einer Endbreite wohl zwischen 1,00 und 1,50 m nur bei Bedarf einen Rückschnitt

 

Taxus x media 'Viridis' (Säulen-Eibe)

 Diese Eibensorte wird auch ungeschnitten nicht breiter als etwa 50 bis 60 cm – bei einer Endhöhe zwischen 3 und 7 m(!)

 

Thuja occidentalis 'Smaragd' (Lebensbaum)

Dieser Klassiker soll nicht unerwähnt bleiben, auch wenn Thuja aufgrund der zunehmenden Trockenheit als Verlierer der Klimaveränderungen gelten müssen und zudem v.a. auch Sorten wie 'Smaragd‘' in Folge der Schwächung der Vitalität durch Trockenstress Pilzerkrankungen zeigen:

 

Diese klassische Thuja-Sorte wird auch ungeschnitten nicht breiter als etwa 50 bis 100 cm (das sind dann aber wirklich sehr alte Exemplare). Für ausreichenden Sichtschutz zwischen den einzelnen Pflanzen ist hier eine dicht-an-dicht-Pflanzung unerlässlich. Auch in späteren Jahren zeichnen sich im Unterschied zu ‚normalen‘ formgeschnittenen Hecken die einzelnen Pflanzen noch wellig ab. 


Wenn Sie meine persönlich wie fachliche Einstellung zum Thema Thuja nachlesen möchten, so empfehle ich Ihnen meinen Beitrag 'Böse Hecken' auf der Webseite oder das Interview, das ich im August 2022 Kristina Auer vom Redaktionsnetzwerk Deutschland gegeben habe.



Ein weiteres Kriterium für die Artenauswahl einer pflegeleichten Hecke ist das Regenerationsverhalten nach größeren Eingriffen – z.B., weil Sie eine Saison lang mit dem Heckenschnitt pausiert haben. Soll dann nicht nur der Jahreszuwachs zurückgeschnitten, sondern ein Schnitt ins ‚alte Holz‘ vorgenommen werden (oder vorgenommen werden müssen, z.B. weil öffentliche Gehwege freigeschnitten werden müssen), dann funktioniert das nicht mit allen Gehölzarten.




 

Stärkere Rückschnitte ins alte Holz werden von 

Rot-Buchen (Fagus sylvatica) gut verkraftet - 

sollten und dürfen aber nicht wie auf diesem 

Bild zu sehen im Sommer durchgeführt werden




Radikale Rückschnitte werden von diesen gängigen Heckengehölzarten sehr gut verkraftet:

  • Carpinus betulus (Hainbuche)
  • Crataegus monogyna, C. laevigata (Weißdorn)
  • Fagus sylvatica (Rot-Buche)
  • Ligustrum vulgare (Liguster)
  • Prunus laurocerasus in Sorten (Kirschlorbeer)
  • Taxus baccata (Eibe)

 

Diese Heckengehölzarten verzeihen wenig bis nichts, wenn ins alte Holz geschnitten wird:

  • Thuja occidentalis und Sorten (Thuja, Lebensbaum)
  • Chamaecyparis in Arten und Sorten (Schein-Zypresse)


Wuchsleistung und Gehölzauswahl


Der Gehölzauswahl kommt – logisch - grundlegende Bedeutung für die Gestaltung und Entwicklung eines Gartenraums zu. Gehölze bilden das Gerüst des Gartens und sorgen für Abgrenzung und Raumbildung auf zunächst mehr oder weniger zweidimensionalen Flächen (Bodenmodellierungen werden als weiterer wichtiger Raumbildner leider meist auch aus Platzgründen vernachlässigt). 

 

Bei der Gehölzauswahl sind neben der Standorteignung (Licht-, Boden- und Wasserverhältnisse sowie Konkurrenz zu anderen Bestandsgehölzen und untereinander) Wuchsverhalten und Endgrößen zu berücksichtigen. 

 

Mittelmaß bei der Wuchsleistung ist meist eine gute Empfehlung – als Kompromiss zwischen Funktion und Beherrschbarkeit. 


Auf wuchernde Gehölze sollte mit Blick auf unser Thema 'pflegeleicht' verzichtet werden:

 

Zur Gruppe der Wucherer gehören vor allem auf geeigneten Böden Ausläufer treibende Arten wie einige Wildrosen (z.B. Rosa rugosa), Sibirischer Hartriegel, Brombeeren, Schneebeere (Symphoricarpos) und die Gruppe der Bambus – mit Ausnahme der horstbildenden Arten mit pachymorphen Rhizomen wie bei Fargesia. 


Pappel, Spitz-Ahorn und Hopfen stehen hoffentlich auch auf keiner Pflanzenliste für eine Hausgartenbepflanzung, deren Grundstücksgröße nicht in Hektar gemessen wird.

 

Wer auf Obst im Garten nicht verzichten möchte, umfangreiche Schnittmaßnahmen aber scheut, kann bei Stein- und Kernobst auf schwachwüchsige Buschformen ausweichen oder bei Äpfeln und Birnen auf Säulenformen oder Sorten, die auf schwach wachsenden Unterlagen veredelt wurden. 

 

Die Verwendung von Wildobst in Form von nicht schnittbedürftigen gemischten Naschobsthecken oder Solitärs/Hochstämmen wie in Form von Felsenbirnen oder Maulbeerbaum kann eine Alternative zum stärker pflegebedürftigen Kulturobst sein. 

 


Heidi Howcraft, Landschaftsarchitektin aus München, beschreibt in ihrer leider seit längerem eingestellten Kolumne Garten-Know-How auf bellevue nzz.ch eine Gartengrundregel, die sich auf auf das Thema Gehölzverwendung und Gehölzschnitt übertragen lässt:

 


„Je mehr man von den natürlichen Gegebenheiten abweicht, desto mehr menschlicher Einsatz ist erforderlich. Wenn Sie unbedingt Rhododendren in Ihrem Garten haben wollen, aber der vorhandene Boden kalkhaltig und nicht sauer ist, wie die Pflanzen es mögen, müssen sie Zeit (und Geld) investieren, um die Pflanzen am Leben zu erhalten. Arbeiten Sie mit und nicht gegen Ihren Standort. Nehmen Sie sich ein Beispiel an der Natur.“

 


Haben Sie eine Liste vorgeblich pflegeleichter Pflanzen zusammengestellt, eingekauft und eingepflanzt, werden Sie schnell feststellen: Es gibt Pflanzen, die sich einfach nicht nach Lehrbuch/ Katalogtext verhalten! 

 

Dazu ist im Grunde genommen jeder Gartenstandort und dessen individuelle Bedingungen und zusätzlich die jeweilige Konkurrenzsituation zu benachbarten Pflanzen zu einzigartig.

 

Das war viel Text! Danke, dass Sie bis hierhin durchgehalten haben, erlauben Sie mir aber noch diese Schlussbemerkung: 


Zur Annäherung an einen Garten, der im besten Fall pflegeleicht wird, gehört auch Learning by Beobachtung und Entschlossenheit plus eine Portion Gnadenlosigkeit.


Problempflanzen werden gegen 'Funktionierer' ausgetauscht um die Pflanzenauswahl an den individuellen Standort anzupassen und die Pflanzen untereinander in einer verträglichen Konkurrenz neben- und nicht gegeneinander stehen - soweit das zumindest für einen gewissen Zeitraum bei dem dynamischen Konstrukt 'Garten' überhaupt möglich ist.




PS:

Sie wohnen im unmittelbaren 'Wirkungskreis' eines hausmeisterlichen Service-Rundschnitters? Dann machen Sie es wie vor einigen Jahren bei einem Projekt der öffentlichen Hand geplant: Erheben Sie den Rundschnitt zum Gestaltungsprinzip, indem Sie rundschnitttolerante Gehölze von Anfang an vorsehen.  







Keine Kandidaten für die nächste Flowershow, 

aber vor allem im unteren Fall schon fast  

skulptural anmutendes Bodendecker-Gehölztrimming: Cotoneaster-Kissen (oben) und Hancock-Knoten (unten, Symphoricarpos x chenaultii 'Hancock', die Form 

ergab sich aus den erforderlichen Pflegewegen)



Im Zusammenspiel mit malerischen Baumkronen kann eine regelmäßig getrimmte Strauchschicht aus Liguster, Buchsbaum (bzw. gesunden Ersatzarten), Eibe oder Berberitzen einen interessanten gestalterischen Kontrast bilden. 


Auch beachtlich 'smoothe' Cotoneaster- und Lonicera ‚Maigrün‘-Flächen wurden schon gesichtet. 


Aber wehe Sie planen so eine Topiary-like Pflanzung: Das funktioniert dann natürlich nicht – denn wer bitteschön soll das denn jedes Jahr rundschneiden?






Veröffentlicht in Pflanzenverwendung am 01.12.2022 16:45 Uhr.

Was die meiste Gartenarbeit verursacht - TOP 3: Übertriebener Rasenfetisch

Rasenflächen gehören zum guten Grünton eines Gartens, bilden den immergrünen Grundlayer, gelten als pflegeleicht und finden sich in nahezu jedem Garten. Und können viel Arbeit verursachen.

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Bisher in der Serie Pflegeleicht? erschienen:


Pflegeleicht!


TOP5: Verwendung von Einjährigen und nicht winterharten Pflanzen


TOP4: Falsche Belagswahl im Garten


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Für eine topgepflegte, dichtnarbige und sattgrüne Rasenfläche wartet hier noch viel Arbeit



Wer einen wirklich gepflegten und dichtnarbigen Rasen ohne Moos, Klee, Löwenzahn und Gänseblümchen haben möchte, der muss seinen Rasen während der Wachstumsperiode am besten wöchentlich mähen, dazu regelmäßig düngen und – um eine nachteilige Veränderung der Gräsergesellschaft zu verhindern – bei Trockenheit stets ausreichend wässern


Ohne näher auf die Unverzichtbarkeit regelmäßigen Vertikutierens und Aerifizierens einzugehen, merken Sie: Ganz so pflegeleicht ist eine Rasenfläche bei gewissen Ansprüchen gar nicht … 


Besonders anstrengend und aufwändig wird es, wenn hohe Ansprüche an eine lückenlose, sattgrüne Rasenfläche auf große Bäume und der von ihnen erzeugten Schattenlage der Fläche treffen.





Randlage einer Rasenfläche unter der Krone 

einer großen Magnolie: Trockenheit, Beschattung 

und Tritt lassen hier auf der ehemals mit einer Schattenvariante eines Rollrasenherstellers 

ausgelegten Fläche keinen Rasen mehr wachsen 



Jörg Pfenningschmidt, Autor des Buches ‚Hier wächst nichts. Notizen aus unseren Gärten‘ (zusammen mit Jonas Reif, Ulmer Verlag), fragt sich


 woher die absurde Vorstellung kommt, dass Rasen der pflegeleichteste Teil eines Gartens sei (…)“ 


und äußert eine Vermutung, warum ein Garten ohne Rasenflächen für viele Gartenbesitzer unvorstellbar sind:



„Rasen nimmt dabei eine Sonderstellung im Garten ein. Im Gegensatz zu Bäumen, Sträuchern, Unkraut und Stauden, die eindeutig dem Reich der Pflanzen zugeordnet werden, wird Rasen als Hybridzustand zwischen belebter und unbelebter Materie angesehen. Rasen ist nicht direkt Pflanze und nicht direkt Teppich.“

 





Hybridzustand zwischen belebter 

und unbelebter Materie




Erstaunlich verbreitet sind noch immer kleine bis winzige Rasenflächen in Vorgärten, gerne auch in Nierenform: Hier wird der grüne „Teppich“ ausschließlich zum Rasenmähen betreten – denn für einen Automover sind die Flächen schicht zu klein. Das ist zwar immer noch besser als ein Schottervorgarten oder ästhetischer als das Konzept ‚schwarze Erde plus mittig ausgerichteter Strauch‘, aber die Mahd dieser Winzflächen ist letztlich reine repetitive Pflichterfüllung. 

 





Vorgarten-Rasenfläche unter einem Baum, 

Flächengröße ca. 3 qm: Macht Rasenpflege 

hier wirklich Freude? 



Eine bodendeckende Bepflanzung als Rasenersatz (kleinflächig, ideal für eine Fläche wie auf dem obenstehenden Foto zu sehen) kann die Pflege derartiger Flächen verringern – ohne  (bei richtiger Pflanzenauswahl) auf einen ein ganzjährig grünen Teppich verzichten zu müssen.







Rasenersatz im 'Miniland' des LEGOLAND Billund: Zwischen Gebäuden, Kanälen und Grachten und unter Bonsai-Bäumchen bilden an vielen Stellen Waldsteinia ternata (links im Bild) und Cotula dioica (Mitte/ rechts) die flach bodendeckende Rasen- und Strauchvegetation

Bild unten: Cotula lässt sich sogar beweiden ;-)



Für absonnige bis schattige Flächen eignen sich beispielsweise Cotula-Arten und Sorten (Zwerg-Fiederpolster, begehbar), Waldsteinia ternata 

(Teppich-Ungarwurz, bildet flache Teppiche, weniger trittfest) oder auch das mattenbildende Sternmoos (Sagina subulata), was beispielsweise in den Projekten ‚Gärten des Jahres 2022‘ ‚trendet‘ und mehrfach als Fugenvegetation zwischen Schrittplatten auftaucht. 

 

Nicht ganz so flach wachsen die klassischen bodendeckenden Stauden aus dem Lebensbereichen Gehölz/ Gehölzrand wie z.B. die Gruppe der wintergrünen Sorten und Arten der Elfenblume (Epimedium), die wintergrüne Fragaria vesca (Monats-Erdbeere) oder der immergrüner Laubschlucker Pachysandra terminalis.

 

Für sonnige Flächen auf eher ärmeren, trockenen Böden eignet sich der rasenbildende Scharfe Mauerpfeffer (Sedum acre) oder das Bruchkraut (Herniaria glabra). 

 

Auf frischen bis feuchten Böden in der Sonne funktionieren der heimische wintergrüne Kriechende Günsel (Ajuga reptans) oder die ebenfalls wintergrüne Monats-Erdbeere (Fragaria vesca, Vorsicht: Ausläufer können nerven) sowie viele wintergrüne Storchschnabel (Geranium), wobei diese wenig trittfest sind.

 

Als bodendeckender wintergrüner Rasenersatz auch auf größeren sonnige Flächen mit trockenem bis frischem Boden bietet sich mit seinem starken Ausbreitungsdrang der etwa 30 cm hohe Halbstrauch Hypericum calycinum (Teppich-Johanniskraut) an. Dessen ursprüngliche Herkunft vom Balkan aus der Gegend um Griechenland, dem südöstlichen Bulgarien und Türkei deutet bereits auf eine gute Trockenheitsverträglichkeit der Pflanze hin (Sommer 2022). Der Halbstrauch gilt als bester blühender Bodendecker.


Für alle diese Vorschläge gilt allerdings auch: Eine Nutzung wie eine Rasenfläche erlauben diese Pflanzungen nicht - aber das wird von Rasenersatzflächen wie im Falle der Mini-Vorgartenrasenfläche ohnehin nicht erwartet.

 

 

‚Pflegeleicht‘ lässt sich bei Betrachtung eines möglichen Maschineneinsatzes bei Rasenflächen vielleicht am treffendsten durch den Begriff ‚pflegeeinfach‘ ersetzen

 

‚Zum Rasenmäherschieben findeste immer jemanden‘ wusste schon Großvater– und heutzutage kann das Rasenmähen natürlich auch durch einen Rasenmähroboter (Automover) erfolgen – mit allen unerwünschten Auswirkungen auch auf die Pflanzen- und Insektenwelt.


(Insektenfreundlicher Garten; Zierrasen: zwischen pflegeleicht und artenarm)

 

Sprechen wir über Rasen, so gehören unter dem Aspekt der Pflegeleichtigkeit unbedingt auch die Rasenkanten als Abgrenzung zu benachbarten Vegetationsflächen dazu: In Pflanzflächen, keine eine eigene Einfassung mitbringen, wächst Rasen ein. Die Kanten müssen gestochen, Gräseraufwuchs aus Nachbarflächen entfernt werden.





Von Gräsern überwachsene Abgrenzung zwischen 

Rasen- und Pflanzfläche: 

Einfassungen aus Feldsteinen sind nicht pflegeleicht 

und auch als Randbegrenzung für den Einsatz von Automovern ungeeignet 



Eine wenigstens 10 cm breite Steinkante wie aus Natursteinpflaster (Großpflaster), Betonsteinpflaster oder einer Klinkerroll-/ Flachschicht hat den Vorteil, dass der Rasenmäher an/ auf dieser Kante geführt werden kann. Bei korrekter Verlegung der Begrenzungsschleife für den Automover, also dem richtigen, jeweils modellspezifischem Abstand von der Mähkante lässt sich mittels Mähkanten ein randscharfer Schnitt erzielen. Nacharbeiten können so weitgehend entfallen.






Bild links: Feldsteine (hier: noch im frisch verlegten Zustand) sind als Abgrenzung zwischen Rasen- und Pflanzfläche ungeeignet, da Rasen in die Fugen einwächst und aufgrund der uneinheitlichen Kante nicht randscharf gemäht werden kann | Bild rechts: funktionale und optisch gute Mähkante aus gebrauchtem Natursteinpflaster


 

Kleine Pflanzinseln innerhalb einer Rasenfläche haben im Post-Elektrokabel-Rasenmäher Zeitalter hinsichtlich der eines Fadenspiels gleichen Anforderungen an die Kabelführung ihren Schrecken verloren.





Für manche ein Träumchen aus Rasen und Rosen, für manche ein Albtraum aus dem Leben eines Spiessers: Pflanzinselchen innerhalb einer Rasenfläche sind im Gartenzeitalter des Automovers nur eine Frage der korrekten Installation der Begrenzugsschleife

 


Mit Mähkanten eingefasste Inselchen wirken optisch leider schnell wie ein (zu) enges und aus gartenästhetischer Sicht eher spießiges Korsett. 

Eine Alternative können Rasenkanten-Bänder aus Stahl sein, die fast unsichtbar Rasen- von Pflanzfläche trennen, allerdings dann nicht die Rollfläche für das Rasenmäherrad bieten.

 

Die Sommertrockenheit 2022 hat viele Rasenflächen in graubraune kratzige Schrubberbürstenflächen verwandelt. Der Rasen sollte bei Trockenheit schon einmal grundsätzlich nicht zu kurz geschnitten werden, doch unter dem Strich geht es für eine satte Grünfärbung nicht ohne ausgiebige Wässerungsgänge. ‚Ausgiebig‘ bedeutet 10 bis 15 l je qm

 

Je nach Rasensprengermodell und dem Wasserdruck, der tatsächlich am Regner ankommt, bedeutet das Regnerlaufzeiten zwischen etwa 60 und 90 Minuten – je Beregnungssektor. Nur dann dringt das Wasser auch in tiefere Schichten ein und erlaubt größere Beregnungsintervalle nach der Formel ausgiebig aber nicht so oft. Ratgeber empfehlen sogar, nach Niederschlägen zu wässern, da die oberste Bodenschicht dann bereits durchfeuchtet sei. 

 





I will survive! Auch ohne Bewässerung erholen 

sich die meisten Rasenflächen dank ihrer

Regenerationskraft nach natürlichen 

Niederschlägen wieder. Foto oben: 15.08.22



26.08.22



14.09.22

 


20.09.22




Die Nutzung von Trinkwasser für derartige Rasenbewässerung wird künftig womöglich zumindest örtlich und zeitlich beschränkt werden. Gut, wenn eine Zisterne zur Zwischenspeicherung von Regenwasser hat. Und wenn für die Gartenbewässerung schon auf Trinkwasser zurückgegriffen werden muss, dann lässt sich das Wasser nachhaltiger für die Bewässerung von Bäumen, Obstbäumen und Gemüsekulturen einsetzen. 


Rasen und ‚pflegeleicht‘ – das geht bei Sommertrockenheit im Grunde nur zusammen, wenn auf die natürliche Regenerationskraft des Rasens bei ausreichend natürlichen Niederschlägen gesetzt wird – und bei der Herstellung der Rasenfläche das geeignete Saatgut verwendet wird. So gibt es speziell Rasensaatgutmischungen für trockenheiße Standorte oder für Schattenlagen. 

 

 


Abschließend ein Wort zu Rollrasen: 


Beim Rasen ‚von der Rolle‘ gibt es i.d.R. nur eine sehr begrenzte Auswahlmöglichkeit bezüglich der Gräserzusammensetzung – so bieten einige Hersteller einen speziellen Schatten-Rollrasen an. Das war es aber dann auch. Der Hauptvorteil des Rollrasens liegt im #schnell fertig und einer Abdeckung des Rasenplanums und damit einer hemmenden Wirkung auf Lichtkeimer im vorhandenen Boden. 



Rollrasen wird in der Rasenschule i.d.R. auf sandigen Böden und natürlich unter optimalen Bedingungen (Wasser, Dünger, Pflanzenschutzmittel) kultiviert.


Mit geeigneten Rasensaatgutmischungen lässt sich per Ansaat ein viel besser an die tatsächlichen Standortbedingungen der Fläche angepasster Rasen herstellen. 


Im Unterschied zum Rollrasen wird eine angesäte Fläche am Endstandort robuster und damit pflegeleichter sein.

 

Hinzu kommen Treibstoffverbrauch und Transportwege für den Rollrasen – alles in allem kein ökologisch vorteilhafter ‚Fußabdruck‘ des Rollrasens gegenüber mit einer geeigneten Saatgutmischung an angesäten Flächen. 

 




Chill mal, Rasen! Schattenplätzchen unter einem Apfelbaum im Jardin Plume (Normandie) - ein hinreissend poetischer (Gräser-)Garten, der mit Ausnahme der Gemüseflächen ohne künstliche Bewässerung auskommt/ auskommen muss



Weniger Rasenfetisch, mehr Gelassenheit in Sachen Rasen und keine Mini-Rasenflächen, so könnte das Fazit der TOP 3 der Arbeiten lauten, die (vermeidbare) Arbeit im Garten bedeuten.




Veröffentlicht in Pflanzenverwendung am 21.09.2022 8:29 Uhr.

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Inh.: Bettina Stoldt, Dipl.-Ing. agr. (FH)

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